
Wie die Pfaffendorfer Brücke sichtbar über dem Rhein wächst
(Foto: onemorepicture/Thorsten Wagner) - Mit dem Spatenstich an einem Freitag den 13. im Januar 2023 wurde der Grundstein für den Neubau der Pfaffendorfer Brücke gelegt. Die zwei Baujahre zuvor waren bereits ereignisreich, doch das Jahr 2025 brachte sichtbare Veränderungen.
Bereits zum Jahresbeginn konnte der erste Flusspfeiler im Rhein auf der Westseite (Schlossseite) mit 1000 Kubikmeter Beton errichtet werden. Hierfür wurden rund 120 Betonmischfahrzeuge an zwei Tagen auf die Baustelle bestellt. Um den Spundwandkasten, der ein Viertel in der Flussbreite steht, zu erreichen, musste ein besonderes Bauverfahren angewendet werden. Dank einer Stahlleitung konnte der Beton in den Spundwandkasten gepumpt werden. Die dortige Verteilerpumpe verteilte den Beton entsprechend.
Kurz darauf wurde die Westrampe betoniert: Im Vorfeld wurde für den Unterbau der Rampe bereits 140 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut. Im Nachgang folgte die Unterbaukonstruktion der Fahrbahndecke mit rund 1.800 Kubikmeter Beton, der von 224 Betonmischfahrzeugen angeliefert wurde. Da die Bauweise hier einen durchgehenden Betoniervorgang vorsah, wurde auch zusätzlich nachts gearbeitet.
„Es war leider kein Aprilscherz“, erinnert sich Prof. Dr. Andreas Lukas, Baudezernent der Stadt Koblenz an den zweiten Bombenfund auf der Baustelle der Pfaffendorfer Brücke. „Bei Baggerarbeiten im Rhein im Bereich der Pfaffendorfer Brücke, wurde im Laufe des 1. April am Vormittag eine 500-Kilogramm-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden“, erklärt der Baudezernent. Nach erfolgreichem Abtransport auf dem Wasser zum Gülser Moselbogen und der dortigen Entschärfung wenige Tage später, konnten die Bauarbeiten – wie gewohnt – weiterlaufen.
Im weiteren Verlauf der Bauarbeiten wurden die ersten Streben der neuen Brücke per Straßentransport angeliefert. Einige Wochen später – Mitte Juni – dann das nächste Highlight: Der Einhub der ersten Stahlbauteile der neuen Pfaffendorfer Brücke und die Ankunft per Schiff der rund 940 Tonnen schweren großen Stahlbauteile. Mittels eines Schwimmkrans auf einem Ponton im Rhein konnten die Streben und die verschiedenen Schüsse – so werden die Stahlbauteile auch genannt – an Ort und Stelle eingehoben werden. Insgesamt wurden sieben Teile der neuen Brücke im Juni 2025 platziert.
Am 28. Juni konnten über 400 interessierte Koblenzerinnen und Koblenzer, aber auch Menschen aus dem Umland, einmal hinter die Kulissen des größten Infrastrukturprojektes der Region blicken. „Der Brückeninfotag war ein voller Erfolg. Mich freut es, dass wir bei den 90-minütigen Rundgängen über die Baustelle den Menschen einen Einblick in unseren Bauablauf geben und so die Menschen bei diesem spannenden Projekt mitnehmen konnten“, sagt Tiefbauamtsleiter Dr.-Ing. Kai Mifka. Wer kein Ticket für eine Führung ergattern konnte, konnte sich am Baubüro mit den Experten über die insgesamt 17 Bauwerke austauschen und mit Videos, Fotos sowie Bauplänen ein eigenes Bild von der Materie machen.

Der Fund dieser Weltkriegsbombe sorgte Anfang April für kurzzeitige Einschränkungen auf der Baustelle der Pfaffendorfer Brücke. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Ein Highlight folgt dem nächsten in diesem Baujahr: Im September konnte bereits das erste Teilbauwerk fertiggestellt werden. Die Eröffnung der Südrampe und des Kreisverkehres in der Emser Straße waren ein weiterer Meilenstein. „Die Eröffnung des ersten Teilabschnittes der neuen Pfaffendorfer Brücke zeigt nun neben den Stahlbauteilen, wie die neue Brücke mit ihren Vorlandbereichen einmal aussehen wird. Hier wird deutlich, dass der Brückenbau in Koblenz viele Facetten hat. Wir sind zufrieden, dass wir uns im kommunizierten Zeitplan befinden und äußeren Einflüssen weitgehend trotzen konnten“, betont Tiefbauamtsleiter Kai Mifka.
Im Sommer wurde noch mit Niedrigwasser gekämpft, was die Ankunft der neuen Stahlbauteile im Juni zunächst verzögert hatte. Zusätzliche Baggerarbeiten im Rhein stellten die Einbauarbeiten sicher. Von Mitte bis Ende Oktober waren die Wasserstände jedoch kein Thema: Die Lieferungen aus Mannheim kamen rechtzeitig an und konnten mithilfe des Schwimmkrans final positioniert werden. Zuerst wurde wieder auf der Westseite gearbeitet – hier wurden dieselben Teile wie im Juni eingehoben. Im Übergangsbereich der neuen Flussbrücke zur bereits fertig betonierten Westrampe wird erkennbar, wie breit die neue Brücke mit ihren insgesamt vier Fahrspuren und den beiden Geh- und Radwegen sein wird.
Im Nachgang war die Ostseite – die Pfaffendorfer Seite – dran. Zuvor mussten eine Reihe von Vorarbeiten abgeschlossen werden: Der Spundwandkasten konnte im Mai ausgepumpt werden – kurzzeitig war der Blick auf den Grund des Rheines möglich. Im August wurde der zweite Flusspfeiler betoniert, sodass dem Einhub nun Ende Oktober nichts im Wege stand.

Im September konnte die fertiggestellte Südrampe an der Pfaffendorfer Brücke und der neue Kreisverkehr in der Emser Straße asphaltiert werden. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Baustelle läuft jedoch weiter: Mithilfe einer einmonatigen Vollsperrung der Emser Straße werden die Vorarbeiten für die Erstellung der Behelfsbrücke für den Schwenk auf die neue Brücke in Seitenlage vorbereitet. „Ein besonders anspruchsvolles Detail wird derzeit erstellt. Die Behelfsbrücke führt dann von der jetzigen Lage der B49 aus dem Glockenbergtunnel kommend in die Parallellage der großen Brücke. Das ist eine ingenieurtechnische Herausforderung, wenn so viele Fahrzeuge über eine scharfe Kurve auf die neue Brücke gebracht werden müssen“, beschriebt Tiefbauamtsleiter Kai Mifka die Schwierigkeit der aktuellen Arbeiten.
Auch das Baujahr 2026 wird mit vielen Meilensteinen bestückt sein. Die Ostrampe soll weitestgehend fertiggestellt werden, sodass die Auffahrt auf die neue Brücke von der Brückenstraße aus der Emser Straße kommend für Fußgänger und Fahrradfahrer zukünftig wieder möglich ist. Dies ist auch notwendig, weil nach Fertigstellung der parallelen Lage die Fußgänger und Radfahrer auf der Unterstromseite – mit Blickrichtung Deutsches Eck – über den Fluss geführt werden. Autofahrer werden die Rampe erst wieder zur finalen Fertigstellung der Baumaßnahme nutzen können.

Der Einhub der Brückenbauteile im Oktober 2025 aus der Vogelperspektive. Foto: onemorepicture/Thorsten Wagner
In den Sommermonaten soll der Lückenschluss in der Stahlkonstruktion über dem Rhein stattfinden – die neue Brücke wird für jeden sichtbar. Im Nachgang kann bereits mit der Schalung, Bewehrung und Betonage der Fahrbahnplatte begonnen werden. Um die Verkehrsführung in Seitenlage auf der Westseite vorzubereiten, wird am Schloss ein temporärer Straßendamm errichtet. In der zweiten Jahreshälfte 2026 steht dann zudem ein neues Bauprojekt an, das in die Gesamtmaßnahme integriert wird. Der Neubau Überführung über die Mainzer Straße. Auch in diesem Bauabschnitt wird die 2+1-Wechselverkehrsführung der Pfaffendorfer Brücke weitergeführt. „Es wird also wieder ein ereignisreiches Baujahr 2026 mit vielen spannenden Teilprojekten unserer Brückenbaustelle. Ich möchte mich als Baudezernent für die Mitarbeit aller Kolleginnen und Kollegen bedanken, aber auch ausdrücken, wie dankbar ich für die Begleitung einer solchen gigantischen Baumaßnahme bin“, sagt Baudezernent Andreas Lukas abschließend.
Weitere Informationen und visuelle Darstellungen zum Großbauprojekt „Neubau Pfaffendorfer Brücke“ finden sich unter www.koblenz-baut.de/pb. Rückfragen sind unter info-pfaffendorferbruecke@stadt.koblenz.de oder unter koblenzbaut@stadt.koblenz.de möglich.


