Zoo Neuwied unterstützt Wildtierpflegestation Koblenz
Neuwied, 13. März 2025 – Schon früh morgens streiten sich zwei Elstern lautstark um den besten Platz im Baum, während eine dritte einen Schnabel voll dünnen Zweigen heranträgt. „Die Balz- und Nestbausaison der heimischen Wildvögel hat begonnen“, weiß Maximilian Birkendorf. Für den Vogelkurator im Zoo Neuwied hat dies in den vergangenen Jahren den Startschuss in eine besonders arbeitsreiche Zeit bedeutet: „Im Rahmen unseres Artenschutzauftrags haben wir bisher parallel zum Zoobetrieb hinter den Kulissen eine Auffangstation für einheimische Wildtiere betrieben. Dort haben wir verwaiste Jungtiere oder verletzte Individuen der verschiedensten einheimischen Vogel- und Säugetierarten, die uns aus der Bevölkerung gebracht wurden, gepflegt und nach Möglichkeit anschließend wieder in der Nähe ihres Fundortes in die Natur entlassen.“
Foto: A. Steinhauer
Dies ist leider in Zukunft nicht mehr möglich. Der Kurator erklärt: „Die Auffangstation war für uns nur praktikabel, solange wir sie neben dem eigentlichen Zoobetrieb her betreiben konnten. Die Mitarbeitenden in der Tierpflege haben jahrzehntelang neben unserem Zoobestand auch die Findlinge betreut, in Räumlichkeiten, die keine klare Abgrenzung von den übrigen Arbeitsbereichen hatten.“
Aufgrund des massiv angestiegenen Tierseuchengeschehens in Mitteleuropa in den letzten Jahren ist dies so nicht mehr durchführbar. Während die Vogelgrippe bis vor einigen Jahren noch ein rein saisonales Phänomen war, ist sie mittlerweile zum ganzjährigen Problem geworden. Dazu kommen weitere Viruserkrankungen wie Usutu und West-Nil-Virus, die regelmäßig bei Wildvögeln nachgewiesen werden. „Und das sind nur die Infektionskrankheiten. Daneben besteht auch die Gefahr, Parasiten in unseren eigenen Tierbestand einzuschleppen“, erläutert Maximilian Birkendorf die Entscheidung zur Aufgabe der Auffangstation.
Zum Glück gibt es Stellen, die sich ganz auf die Pflege von Wildtieren konzentrieren. „Eine davon ist die Wildtierpflegestation Koblenz. Mit viel Fachkenntnis und in geeigneten Räumlichkeiten werden dort verletzte und verwaiste Wildtiere gepflegt, mit dem Ziel, ihre Wildbahntauglichkeit wiederherzustellen. Diese Einrichtung werden wir zukünftig aus unserem Artenschutzeuro-Kontingent finanziell unterstützen, die erste Zahlung ist bereits getätigt“, sagt Birkendorf, und ergänzt einen wichtigen Hinweis: „Beim Auffinden eines Tierfindlings ist aber zunächst immer wichtig zu hinterfragen, ob das Tier tatsächlich Hilfe benötigt. Bei manchen Arten werden Jungtiere von ihren Eltern zeitweise allein gelassen und nur zum Füttern aufgesucht. In anderen Fällen können Vogelküken vielleicht zurück ins Nest gesetzt werden. Daher ist es immer wichtig, vor dem Aufnehmen von Wildtieren mit der in Frage kommenden Auffangstation in Kontakt zu treten. Telefonisch kann geklärt werden, ob es tatsächlich nötig ist, das Tier in Pflege zu nehmen, und ob in der Einrichtung noch Kapazitäten frei sind.“