Adipositaszentrum Mittelrhein informiert über interdisziplinäres Behandlungskonzept
Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht
KOBLENZ. Menschen mit schwerem Übergewicht werden häufig diskriminiert und beschämt. Ihnen wird schnell Trägheit und ein Mangel an Willenskraft unterstellt, um abzunehmen. Doch bei Adipositas handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die unterschiedliche und teils komplexe Ursachen haben kann.
Das Team des Adipositaszentrums Mittelrhein erläuterte Betroffenen und Interessierten das interdisziplinäre Behandlungskonzept, mit dem die Experten Patienten individuell auf ihrem Weg in ein Leben ohne gesundheitsgefährdendes Übergewicht begleiten. Foto: GK-Mittelrhein/Christina Ehricht
Experten sprechen ab einem Body-Maß-Index (BMI) über 35 von extremer, behandlungsbedürftiger Adipositas. „Auf Dauer drohen dann weitere gesundheitliche Probleme wie Gelenkbeschwerden, Diabetes, Bluthochdruck oder Schlaganfälle – und damit ein deutlich erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen“, erklärte Dr. med. Benedikt Hoidn bei einer gut besuchten Informationsveranstaltung im Konferenzzentrum des Kemperhofs. Im Oktober dieses Jahres ist der Leiter des Adipositaszentrums Mittelrhein mit seinem Expertenteam an den Standort in Moselweiß umgezogen, um Menschen zu betreuen, die chirurgische Unterstützung bei der Gewichtsreduktion benötigen.
Vor einer Operation sollten immer konservativen Methoden zur Gewichtsabnahme stehen. Erst wenn diese keinen nachhaltigen Erfolg erzielen, kommt ein chirurgischer Eingriff in Frage. „Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, Verhaltensberatung, Bewegung und die Begleitung durch den Hausarzt und bei Bedarf auch einen Psychotherapeuten müssen im Vorfeld koordiniert und dokumentiert werden“, beschrieb Ingrid Neunheuser den komplexen Prozess, bei dem die Zentrumskoordinatorin Betroffenen kompetent mit Rat und Tat zur Seite steht. „Wenn alle Nachweise vollständig sind, können Betroffene dann bei ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Übernahme der OP-Kosten stellen“, so Neunheuser.
Oberarzt Dr. med. Sven Oosterloo stellte verschiedene operative Verfahren vor, die in der Regel alle minimal-invasiv durchgeführt werden. „Welches Verfahren sich für wen eignet, hängt unter anderem ab vom BMI, vorhandenen Begleiterkrankungen und weiteren persönlichen Faktoren ab. Daher findet vor jedem Eingriff ein ausführliches individuelles Beratungsgespräch statt, um gemeinsam die beste Therapieoption festzulegen“, erläuterte Oosterloo.
Ziel ist es, mit dem Eingriff nachhaltig bis zu 80 Prozent des Übergewichtes zu reduzieren. Um dies zu erreichen, spielt die umfassende Betreuung nach der Operation eine wichtige Rolle. Hier geht es etwa um den Umgang mit den Auswirkungen eines verkleinerten Magens oder Abhilfe bei eventuellen, daraus resultierenden Problemen, aber auch um körperliche Betätigung. Während sportliche Aktivitäten aufgrund des hohen Gewichts schwerfällt oder auch gar nicht möglich ist, sind Bewegung und sportliche Aktivitäten nach der Operation wichtig, um den Therapieerfolg zu unterstützen. Um dabei am Ball zu bleiben, kann unter anderem der Austausch mit Gleichbetroffenen helfen. Daher arbeitet das Adipositaszentrum Mittelrhein eng mit Selbsthilfegruppen in der Region zusammen, die Betroffene auch bei anderen Fragen und Problemen im Alltag begleiten.
Last but not least können bei stark verändertem Körperbild für den Gesamterfolg weitere Operationen notwendig sein, bei denen etwa überschüssige Hautschürzen entfernt oder Körperpartien gestrafft werden. Neben der störenden Optik geht es dabei auch um die Vorbeugung von Entzündungen und Pilzerkrankungen, die sich manchmal aufgrund von Feuchtigkeit in den Hautfalten bilden. Zu solchen Eingriffen raten die Experten frühestens nach etwa zwei Jahren, weil sich dann sowohl Gewicht als auch das Körperbild weitgehend stabilisiert haben. Viele Patienten brauchen diese Wiederherstellungsoperationen allerdings gar nicht.
Weitere Informationen gibt es online unter www.adipositaszentrum-mittelrhein.de.
Kontakt: 0261 499-1771 oder per E-Mail: adipositas@gk.de.