Konkretisierung der Ergebnisse aus der Kommunalen Wärmeplanung
Neuwied. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung den Abschlussbericht der Kommunalen Wärmeplanung (KWP) beschlossen. In der Hafenstraße sind die nächsten Schritte bereits geplant: Die SWN werden prüfen, ob die identifizierten Fernwärmegebiete realisierbar sind. Es werden Machbarkeitsstudien beauftragt, die die technischen, wirtschaftlichen und weiteren Fragen bewerten. „Wir haben die strategische Grundlage für die notwendige Konkretisierung, in die wir jetzt einsteigen“, sagt SWN-Chef Stefan Herschbach.
Aktuell werden 93 Prozent der Gebäude mit Erdgas beheizt, das soll sich ändern: Laut Plan erfolgt ein Energieträgerwechsel zu einem Mix ohne fossile Brennstoffe im Zieljahr. „Strom hat 2045 einen Anteil von 67 Prozent am Wärmebedarf, die Wärmenetze (ausgebautes Fernwärmenetz im Innenstadtbereich und neue Nahwärmenetze in Irlich und Engers) einen Anteil von 20 Prozent. Feste Biomasse und Wasserstoff stellen jeweils fünf Prozent des Wärmebedarfs“, heißt es in dem Bericht. Ein grobes Zielszenario, das keineswegs verbindlich ist: Es weist einen Weg, und jetzt wird geprüft, ob er gangbar ist. Alle fünf Jahre werden die Zahlen dann mit den neuen Erkenntnissen aktualisiert.
Der Wärmeplan ist kein starres Korsett, betont Herschbach. „Er gibt uns ein Ziel und eine Marschrichtung, die wir im Detail immer wieder anpassen müssen.“ Das gilt auch für die beiden größten Brocken, Strom und Fernwärme. „Der Bedarf an Strom steigt laut Plan auf 129 Gigawattstunden. Nur fürs Heizen. Mit zwei neuen Projektgesellschaften haben wir den Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen bereits in die Wege geleitet, um diese Energie selbst zu erzeugen.“ Daran hält der SWN-Chef fest: „Jede selbst produzierte Kilowattstunde Strom macht uns und die Menschen in der Stadt unabhängiger vom Energieeinkauf und damit verbundenen Preissprüngen.“
Grundsätzlich grünes Licht geben die SWN für den Ausbau der Nah- und Fernwärme: „Nach dem festgelegten Zielszenario im Wärmeplan sind das gut 100 Gigawattstunden, mehr als fünfmal so viel wie heute.“ In drei priorisierten „Fokusgebieten“ könnten Wärmenetze sinnvoll sein: Das größte mit Raiffeisenring und den Gewerbe- und Industriegebieten Distelfeld und Friedrichshof könnte – theoretisch - eine Erweiterung des bisherigen Fernwärmenetzes sein. Herschbach betont das Wort „theoretisch“, denn das ist längst noch nicht beschlossene Sache. Die Planung habe bisher nur gezeigt, dass hier der Wärmebedarf je Hektar (die Wärmedichte) groß genug sei durch Industrie, Mehrfamilienhäuser oder enge Bebauung. Die im Plan erwähnten Nahwärmenetze in Irlich und Engers werden ebenso auf Machbarkeit geprüft: „Da mache ich ein großes Fragezeichen dran.“ Flusswärme, die als Potential genannt wird, müsse redundant sein, also bei einem Ausfall ersetzt werden können: „Beim Brand in unserem BHKW hatten wir Ersatz durch das Gaskraftwerk in der Museumstraße. Das geht in Irlich und Engers natürlich nicht. Aber wir können ja niemanden in der Kälte sitzen lassen.“
Für die übrigen Gebiete der Stadt gilt: „Fernwärme ist nahezu ausgeschlossen. Hier müssen Eigentümer sich auf Strom mit der Wärmepumpe oder andere Lösungen einstellen.“
Wie groß ist die Chance auf Wärmenetze in den Fokusgebieten? Das sollen Machbarkeitsstudien klären, wie Henning Wirges, SWN-Bereichsleiter für die Wärmeplanung, erklärt: „Das sind sehr umfangreiche Untersuchungen. Welche Technologien eignen sich in Neuwied, wie könnte das Netz aussehen und welche Trassen sind möglich? Gibt es Beschränkungen durch bereits verlegte Leitungen in den Straßen? Wie wirkt sich das Projekt städtebaulich und auf die Umwelt aus?“ Nicht zuletzt seien wirtschaftliche Fragen zu klären: Wie hoch sind die Investitionen, wie hoch die laufenden Kosten, gibt es Förderungen? „Erst dann können wir abschätzen, ob es wirtschaftlich ist“, so Wirges.
Wie wirtschaftlich es sein muss, das stellt Herschbach klar: „Wir streben nicht nach maximalem Profit, es darf aber auch kein Geldgrab für die SWN und mithin die Stadt sein. Nicht zuletzt ist entscheidend: Wie teuer wird die Wärme für die Menschen, die dann an das Netz angeschlossen werden? Für sie muss es bezahlbar sein.“
Ergebnisse und Details der Kommunalen Wärmeplanung werden von der Stadt am 11. November um 18.30 Uhr in einer Veranstaltung in der VHS vorgestellt.