
„Insekt des Jahres 2026“ repräsentiert als Leitart die positive Entwicklung der Artenvielfalt in den Wacholderheiden der Osteifel
.KREIS MYK – 10.12.2025. (Foto: Copyright: Daniel Müller) - Er ist grün, von bulliger Statur und besitzt lange Fühler: Der Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) wurde zum Insekt des Jahres 2026 für Deutschland, Österreich und die Schweiz gekürt. Die etwa vier Zentimeter große Langfühlerheuschrecke rückt damit in den Fokus eines breiten Interesses. Die Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz fördert das Insekt bereits seit vielen Jahren: Als Leitart der Wacholderheiden steht der Warzenbeißer exemplarisch für Lebensräume, die in Deutschland wie auch in Rheinland-Pfalz immer seltener werden: offene, sonnige und strukturreiche Magerrasen, Borstgrasrasen und Heiden mit lückiger Vegetation und hohem Artenreichtum.
Die Wacholderheiden der Osteifel sind dafür ein herausragendes Beispiel: Sie beherbergen spezialisierte Pflanzen- und Tierarten, die offene Strukturen, sonnige Bereiche, Rohbodenstellen und extensive Nutzung benötigen. Ihr Erhalt gelingt nur durch kontinuierliches Naturschutzmanagement wie Entkusselung, Entbuschung und Beweidung. Wacholderheiden zählen zu den artenreichsten Offenlandbiotopen Mitteleuropas – und gleichzeitig zu den am stärksten gefährdeten Kulturlandschaften.
Wo der Warzenbeißer vorkommt, profitieren meist auch zahlreiche andere gefährdete Offenlandarten – von Schmetterlingen über Wildbienen bis hin zu Vögeln, Reptilien und seltenen Pflanzen. Sein Bestand spiegelt die ökologische Gesundheit ganzer Lebensraumkomplexe wider. Die Heuschreckenart gilt gemäß bundesweiter und rheinland-pfälzischer Roter Liste als gefährdet. Seinen Namen verdankt der Warzenbeißer einem alten Volksglauben: Man war überzeugt, dass der kräftige Biss und der „scharfe Saft“ des Insekts Warzen heilen könnten.

Der Warzenbeißer, eine Leitart der Wacholderheide, ist das Insekt des Jahres 2026. (Copyright: Daniel Müller)
Bestände auf den Stiftungsflächen entwickeln sich positiv
Eine aktuelle Bachelorarbeit zeigt, wie erfolgreich die Naturschutzmaßnahmen wirken: Auf den untersuchten Flächen in der Wacholderheide treten stabile und vergleichsweise individuenreiche Populationen des Warzenbeißers auf – ein Umstand, der heute in vielen Regionen nicht mehr selbstverständlich ist. Die Beobachtung von über 180 Tieren belegt zudem, dass die Art die Wacholderheiden intensiv nutzt: Die Tiere zeigen große Aktionsräume, ausgeprägte Mobilität und klare Aktivitätszentren. Solche Werte sind nur in Lebensräumen möglich, die Strukturvielfalt, Offenheit und ausreichend große, zusammenhängende Flächen bieten.
Die Wahl zum „Insekt des Jahres 2026“ ist daher mehr als nur eine naturschutz-fachliche Auszeichnung: Sie soll für den Schutz wertvoller Offenlandschaften sensibilisieren – und insbesondere aufzeigen, wie wichtig der Erhalt und die Pflege von Wacholderheiden und Magerrasen sind.
„Wir freuen uns, dass eine Art zum Insekt des Jahres gewählt worden ist, für die wir uns seit Jahren einsetzen. Die Situation in den Wacholderheiden belegt, dass unsere Naturschutzmaßnahmen erfolgreich sind. Dank konsequenter Pflege und Landschaftsmanagement können gefährdete Arten wie der Warzenbeißer hier weiterhin bestehen – und sogar stabile Bestände bilden“, erläutert Tanja Stromberg, Geschäftsstellenleiterin der Stiftung für Natur und Umwelt im Landkreis Mayen-Koblenz.
Das Kuratorium „Insekt des Jahres“ unter dem Vorsitz des Senckenberg Instituts in Müncheberg wählte die markante Langfühlerheuschrecke in der vergangenen Woche aus einer Reihe von Vorschlägen aus.
Der Warzenbeißer ist zwischen Juni und Oktober besonders aktiv und in der Wacholderheide am häufigsten im August zu beobachten.


