
Team der Neonatologie schenkt dem kleinen Junis einen sicheren Anfang
KOBLENZ. (Foto: GK-Mittelrhein/Jutta Münch) - Es herrscht eine entspannte und glückliche Atmosphäre: Im Zimmer auf der neonatologischen Intensivstation im Kemperhof liegt Papa Steffen auf einer Liege und kuschelt mit seinem kleinen Junis. Unter einer warmen Decke lugt das Köpfchen seines Sohnes hervor. Mama Laura sitzt daneben und schaut den beiden ruhig und zufrieden zu. Nur ein weißer Schlauch in der Nase lässt darauf schließen, dass Junis nicht wie andere Neugeborene ist. Was war geschehen?
„Schon in der Schwangerschaft gab es Auffälligkeiten. Unser Kleiner war sehr zart und lag immer an der Untergrenze der Messdaten.
Eine zusätzliche Fehlbildung im Uterus hat nicht gerade zur Beruhigung beigetragen. Als hätte ich es im Gefühl gehabt, sind wir schon früh zur Kreißsaalbesichtigung in den Kemperhof gegangen“, berichtet Laura Schmidt. „Uns war es wichtig, eine Kinderklinik direkt vor Ort nach der Geburt zu haben, damit wir keinerlei Risiko eingehen“, ergänzt Steffen Schmidt – und das sollte sich dann auch bewahrheiten. In der 30. Schwangerschaftswoche hatte Laura einen Blasensprung. Sofort kam sie in den Kemperhof. „Wir haben mit Wehenhemmern und antibiotischer Therapie versucht, dem Kind im Mutterleib Zeit zum Wachsen zu geben“, erklärt Dr. med. Arno Franzen. Der Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe gehört zum Team des Perinatalzentrums Level 1. Damit ist der Kemperhof ein Haus der höchsten Versorgungsstufe. Privatdozent Dr. med. Thomas Nüßlein, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, ergänzt: „Jede zusätzliche Woche im Bauch der Mutter erhöht die Überlebenschancen und reduziert die Risiken für spätere Entwicklungsstörungen. Gerade die Lungenreife ist bei Frühgeborenen entscheidend, deshalb setzen wir in solchen Fällen gezielt Medikamente wie Kortikosteroide ein, um die Lunge vorzubereiten.“
Am 13. September bekommt Laura dennoch frühzeitig Wehen. „Da sich die Herztöne des Babys verschlechterten, mussten wir schnell reagieren“, erläutert Manuel Ohlert, Oberarzt in der Neonatologie. „Eine eilige Sectio unter Vollnarkose war in diesem Moment die sicherste Option – bei Frühgeborenen kann jede Minute entscheidend sein, um Sauerstoffmangel zu verhindern,“ ergänzt der leitende Oberarzt in der Geburtshilfe, Dr. med. Sebastian Friederichs.
Papa Steffen erinnert sich genau an diesen Moment: „Ich war unglaublich aufgeregt, als ich angerufen wurde. Gut, dass mein Bruder mitgefahren ist. Wir beide saßen dann hier und haben gewartet. Da Laura in Vollnarkose war, konnte ich nicht mit in den OP. Aber wir haben von dort ein Foto bekommen, das war toll!“

Im Kemperhof steht ein großes und erfahrenes Team bereit, das sich liebevoll und rund um die Uhr um Frühgeborene wie den kleinen Junis kümmert. Foto: GK-Mittelrhein/Jutta Münch
Junis wog bei seiner Geburt 1120 Gramm und war 39 Zentimeter lang. Frühgeborene in diesem Gewichtsbereich benötigen eine besonders intensive Überwachung, eine Ernährung über eine Magensonde sowie Unterstützung bei der Atmung. Aber Junis ist gesund und macht von Tag zu Tag Fortschritte. „Wir erleben hier einen starken Teamgeist“, so die jungen Eltern aus Becheln im Rhein-Lahn-Kreis. „Alle arbeiten eng zusammen, um Kinder wie unseren Junis sicher zu begleiten. Wir sind ihnen so dankbar!“ Vom Welt-Frühgeborenen-Tag, bei dem jährlich am 17. November weltweit auf die Situation von Frühgeborenen und ihren Familien aufmerksam gemacht wird, haben sie noch nicht gehört. Aber er wird ihnen auf ewig im Gedächtnis bleiben, denn der kleine Junis hätte eigentlich erst an diesem Tag auf die Welt kommen sollen. Dank des Koblenzer Teams wird er dann schon fast acht Wochen alt sein.
Anlässlich dieses Gedenktages lädt das Team der Neonatologischen und Pädiatrischen Intensivmedizin übrigens alle Frühchen-Familien herzlich zum Austausch und Wiedersehen ein. Das Treffen findet am 17. November um 17 Uhr auf dem großen Spielplatz vor der Kinderklinik statt.


