8. Blues Summit der Bluesfreunde Neuwied geht vor ausverkauftem Haus über die Bühne  
Fotos: Dennis Schreiber
Er hat erst kürzlich seinen 80. Geburtstag gefeiert: Der britische Sänger und Gitarrist Miller Anderson lieferte beim 8, Blues Summit der Bluesfreunde Neuwied im ausverkauften Saal des food hotel eine dementsprechend reife und routinierte Bühnenshow ab. Mit seiner Band bot Anderson, der einst als Mitglied der Keef Hartley Band beim berühmten Woodstock-Festival aufgetreten war, Bluesrock vom Feinsten. Keyboarder Frank Tischer und Drummer Tommy Fischer hatten als „Sound on Purpose“ mit einer 30-minütigen Duo-Show, die Prog-Rock-Elemente und sphärische Klangteppiche im Stil der frühen 70er-Jahre vereinte, den Weg für den Altmeister geebnet, der mit markanter Stimme und entspanntem Spiel rasch das Publikum in seinen Bann zog. 

Jessie Lee & The Alchemists

Fast bei jeder Note spürte man den reichen Erfahrungsschatz, über den Anderson, der auch als Blues Harp-Spieler überzeugte, verfügt. Kein Wunder, war er doch auch Teil wegweisender Bands wie Savoy Brown, Chicken Shack und Mountain. Ob beim heavy intonierten „Leaving Trunk“ oder der einfühlsamen Ballade „Pictures within“, bei der Andersons sonore Stimme besonders gut zur Geltung kam - stets agierte die Band, zu der auch der versierte Bassist Willy Wagner zählte, auf Top-Level.
Das lässt sich mit Sicherheit auch über Jessie Lee Houllier sagen. Die im Vergleich zu Anderson junge Französin hatte sich mit ihren Alchemists auf den Weg nach Neuwied gemacht. Die Sängerin und Gitarristin, die bereits als Teenager im Aufnahmestudio war, baut vor allem auf die Stärke von Eigenkompositionen, die der fingerflinke Leadgitarrist und Co-Komponist Alexis „Mr Al“ Didier variantenreich arrangiert.

Anderson

Gemeinsam mit Bassist Laurent Cokelaere, Schlagzeuger Stéphane Minana und dem Organisten Laurian Daire bilden Jessie Lee und Didier eine formidable Einheit, die die Grenzen des Bluesrock immer wieder locker und treffsicher überschreitet. Da gibt es Double-Lead-Einlagen wie bei den Allman Brothers, Verweise auf den synkopenreichen New-Orleans-Stil oder fetzige Exkursionen mit dem Wah-Wah-Pedal. Besonders gefeiert wurden die Ballade „The first man in my life“, in der Jessie Lee die ganze Bandbreite ihrer vokalen Fähigkeiten ausschöpfte, und der Pop-Klassikers „You´re the one that I want“, der ein überzeugendes Blues-Facelifting erhielt. Über welch außergewöhnliche Stimme Jessie Lee verfügt, machte sie nicht zuletzt bei der abschließenden Jam Session deutlich, bei der sie und Didier mit Miller Anderson auf der Bühne standen. Songs wie „Hoochie Coochie Man“ und „Rock me Baby“ sind Paradebeispiele für die Langlebigkeit und Universalität des Blues und wurden langanhaltend gefeiert.

Jessie Lee

Das registrierte der Veranstalter, die Bluesfreunde Neuwied (BFN), mit großer Freude. BFN-Vorsitzender Jürgen Teutloff unterstrich: „Das war das bestbesuchte Konzert nach der Corona-Pause. Es zeigt sich, dass wir mit der Auswahl unserer Künstler richtig liegen“. In sein rundum positives Fazit schloss er auch die Sponsoren mit ein, ohne die ein solcher Abend nicht zu realisieren wäre - und die dafür sorgen, dass am 25. Oktober der nächste Blues Summit über die Bühne geht.