Nachwuchs bei den Humboldtpinguinen
Neuwied, 05. Juni 2025 – Wer in diesen Tagen den Zoo Neuwied besucht kann mit ein bisschen Glück etwas ganz besonderes beobachten: „Die Küken unserer Humboldtpinguine sind jetzt sechs Wochen alt und unternehmen ihre allerersten Schritte in die Außenwelt“, verrät Zoodirektor Mirko Thiel. Die Küken sind Ende April geschlüpft und haben die ersten Wochen in ihren Bruthöhlen verbracht, wo sie von ihren Eltern mit hochgewürgtem Fisch versorgt wurden. „Früher hat man junge Pinguine im Zoo von Hand gefüttert, das war ein unheimlicher Aufwand“, erinnert sich Thiel, der bereits als Jugendlicher im Zoo Neuwied gearbeitet hat. „Heute weiß man zum Glück, dass Elternaufzucht mindestens genauso gut funktioniert und außerdem eine ganz wichtige Erfahrung für Altvögel und Küken ist.“
Ein Elternpaar hat dabei deutlich mehr zu tun als das andere, denn in seiner Bruthöhle sind im Abstand von drei Tagen gleich zwei Küken geschlüpft, die sich beide prächtig entwickeln, ebenso wie das „Einzelküken“ des anderen Elternpaars. „Pinguinküken wachsen rasant, genau wie alle Vögel“, weiß der Zoodirektor. „Schon nach wenigen Wochen sind sie von der Größe her nicht mehr von ihren Eltern zu unterscheiden. An ihrem Gefieder kann man sie aber dennoch erkennen. Die Altvögel tragen den typischen schwarz-weißen Frack, bei dem der schwarze Rücken und der weiße Bauch klar voneinander abgegrenzt und durch ein Band getrennt sind. Bei Jungvögeln im ersten Lebensjahr gehen Schwarz und Weiß noch verwaschen ineinander über.“
Voll funktionsfähig ist ihr Gefieder dennoch schon: Eine weiche, polsternde Unterschicht sorgt für eine perfekte Wärmeisolation, während die wasserabweisende, glatte Deckschicht dafür sorgt, dass Haut und Isolierschicht trocken bleiben. Genau wie die kurzen Ruderfüße und die Flügel, die als Paddel ausgebildet sind, handelt es sich dabei um Anpassungen, die den Pinguin perfekt ausstatten für das Leben an und in kalten Ozeanen und die Jagd auf Meeresfisch.
„Und obwohl die Evolution dafür gesorgt hat, dass der Humboldtpinguin perfekt an seinen Lebensraum angepasst ist, ist er mittlerweile vom Aussterben bedroht“, seufzt Thiel. Humboldtpinguine leben an der Westküste Südamerikas in Chile und Peru, wo sie in den küstennahen Gewässern durch den kalten Humboldtstrom reichlich Nahrung finden – „oder besser, fanden“, korrigiert der Zoodirektor. „Überfischung ist eines der Probleme. Die Pinguine müssen immer weitere und längere Jagdausflüge unternehmen, um satt zu werden und ihre Küken zu ernähren, das kostet wahnsinnig viel Energie.“ Hinzu kommt, dass die Pinguine ihre Bruthöhlen jahrtausendelang in die meterdicke Schicht aus Seevogelkot gegraben haben, die die Küstenlinie dort bedeckte. Dieser Guano wurde aber in den letzten Jahrzehnten im großen Stil als Dünger abgebaut, wodurch sich die Nistbedingungen drastisch verschlechtert haben. Außerdem gibt es Pläne für den Bau einer riesigen Bergbau- und Hafenanlage an der Küste im chilenischen Teil des Verbreitungsgebietes der Art. Der Baubeginn ist seit Jahren durch politische Einflussnahme von Naturschützern immer wieder verhindert worden, vom Tisch sind die Pläne jedoch noch nicht.
„Wir als Zoo Neuwied engagieren uns ganz im Sinne des One-Plan-Approachs der Weltnaturschutzorganisation IUCN für die Arterhaltung des Humboldtpinguins sowohl ex Situ, also außerhalb des natürlichen Lebensraums, als auch in Situ“, betont der Zoodirektor. „Hier im Zoo beteiligen wir uns mit unseren Tieren am Erhaltungszuchtprogramm des europäischen Zooverbandes, das dafür sorgt, dass die Zoopopulation langfristig stabil und vital bleibt. Parallel dazu unterstützen wir den Verein Sphenisco e.V., der sich vor Ort in Chile und Peru für den Schutz der Populationen und deren Lebensräumen engagiert, durch finanzielle Zuwendungen und die Durchführung eines jährlichen Pinguin-Aktionstages.“
Wie es um ihre Artgenossen bestellt ist, davon haben die drei Pinguinküken keine Ahnung – „Zum Glück“, findet Mirko Thiel. „Die haben genug mit Wachsen und Schwimmen lernen zu tun und dürfen bei uns mit all-inclusive-Versorgung aufwachsen.“