Ein Jahr Artenschutzeuro im Zoo Neuwied
Trotz klirrender Kälte lacht die Sonne über dem Mittelrheintal, das sich unterhalb des Zoo Neuwied in der Ferne erstreckt, und ebenso lacht auch Zoodirektor Mirko Thiel, der sich an diesem Wintertag nicht nur über die schöne Aussicht freut. „Seit seiner Einführung Ende 2022 haben wir innerhalb eines Jahres mit unserem Artenschutzeuro rund 90.000€ erzielt“, berichtet er, „das freut nicht nur mich enorm, sondern auch unsere Partnerorganisationen im In-situ-Artenschutz, an die wir das Geld zu 100% weitergeben.“

Zu Beginn des Artenschutzeuro-Projektes wurden durch den Zoo vier Artenschutzprojekte ausgewählt, die jeweils eine bedrohte Tierart und deren Lebensraum in den Fokus ihrer Schutzbemühungen stellt. Die International Crane Foundation arbeitete 2023 einen neuen Artenschutzplan für südafrikanische Paradieskraniche aus. „Nicht nur für die eigentlichen Artenschutzmaßnahmen, auch für deren Planung und Implementierung auf Regierungsebene werden Geldmittel benötigt, und diese Phase konnten wir bereits im April 2023 mit 10.000€ Mitteln aus den Artenschutzeuro-Einnahmen unterstützen“, freut sich Thiel.

Die drei übrigen Projekte, deren Unterstützung zu Beginn beschlossen wurde, werden über die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) koordiniert. Mit dem Pakarana, der Peters-Ameive und der Ecuador-Amazone unterstützt der Zoo Neuwied den Schutz je einer südamerikanischen Nagetier-, Echsen- und Papageienart. „Dieser Schutz beinhaltet unter anderem die Anstellung von Rangern, die die Schutzgebiete patrouillieren, die Installation von Nistboxen, Überwachung und Dokumentation der Tiere, Aufklärungs-programme zur Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung sowie Wiederansiedelungsprojekte“, erläutert Thiel, und ergänzt: „Insgesamt haben wir der ZGAP für die Finanzierung dieser Projekte im Oktober 37.500€ überwiesen – und hatten danach erfreulicherweise noch so viele Mittel übrig, dass wir noch weitere Projekte mit in unsere Förderung aufnehmen konnten.“

Mit der Altyn Dala Conservation Initiative wurde ein Projekt gewählt, das die „Goldene Steppe“ in Kasachstan sowie deren Bewohner schützt, zu denen neben Saiga-Antilopen und Wildeseln auch die Przewalskipferde gehören, die im Zoo Neuwied gehalten werden. Auch Rote Varis und Braune Klammeraffen werden im Zoo Neuwied gepflegt und sind stark bedroht, und auch deren wilde Verwandte erhalten nun Unterstützung aus Neuwieder Artenschutz-Euro-Mitteln, mit denen die Schutzprojekte in Madagaskar und Venezuela gefördert werden.
 „Dank Projekten wie dem Antongil-Conservation-Projekt hat es der Rote Vari bereits von der Liste der 25 gefährdetsten Primaten weltweit runtergeschafft. Der Braune Klammeraffe steht jedoch noch drauf – vielleicht können wir dazu beitragen, das zu ändern“, hofft Zoodirektor Thiel. „Dass wir bis zum Jahresende 2023 insgesamt 80.500 Artenschutz-Euro verteilen konnten, freut uns jedenfalls sehr und zeigt uns, dass nicht nur wir Artenschutz als unsere Kernaufgabe sehen, sondern dass auch unsere Besucher dahinterstehen – denn der Euro ist eine freiwillige Leistung, die sowohl an der Kasse als auch im Onlineshop problemlos abgewählt werden kann.“
Sind im ersten Jahr also 80.500€ über den Artenschutz-Euro eingenommen worden? Mirko Thiel verneint: „Es waren sogar rund 90.000€. Etwa 10.000€ warten noch auf ihre Ausschüttung – und die sollen an ein regionales Projekt gehen. Artenschutz ist nämlich natürlich nicht nur in Asien, Afrika oder Südamerika wichtig, sondern fängt vor unserer eigenen Haustür an. Auch bei uns gibt es leider bedrohte Arten und Lebensraumzerstörung.“ Zu den gefährdetsten einheimischen Tieren gehören Fledermäuse, und für die soll ein Schutzprojekt gefördert werden, das wichtige Nistbäume kauft und so vor der Abholzung bewahrt. „Wenn es soweit ist und wir die Mittel ausgeschüttet haben, fahren wir sicher auch selbst mal hin und schauen uns die Schutzmaßnahmen vor Ort an. Reisen nach Kasachstan, Madagaskar oder Ecuador hingegen sind leider nicht geplant – da verlassen wir auf unsere Kooperationspartner und verfolgen die Entwicklungen vor Ort anhand der Projektdokumentation.“