Universität Koblenz vernetzt Denkende in und um Koblenz

(Bild: Universität Koblenz / Carla Seibert) - Der Sinn des Lebens oder die Unterscheidung zwischen dem Richtigen und dem Falschen sind für viele Menschen wichtige Themen. Grundlegende Gedanken darüber sind philosophischer Natur. Ein vom Interdisziplinären Forschungs-, Graduiertenförderungs- und Personalentwicklungszentrum (IFGPZ) der Universität Koblenz gefördertes Projekt setzt genau hier an.

Vom Institut für Philosophie der Universität Koblenz geht der Impuls aus, Philosophie als Grundlage für gesellschaftlich relevantes Denken sichtbar zu machen und die Philosophierenden in Koblenz und Umgebung stärker zu vernetzen. So soll das gemeinsame Nachdenken über Werte, Entscheidungen und Lebensentwürfe in die Region getragen werden.

Konstanze Palm, die Koordinatorin des Projekts, mit PD Dr. Werner Moskopp. Bild: Universität Koblenz / Carla Seibert

Philosophie als Brücke zwischen Wissenschaft, Schule und Gesellschaft

Fast alle wissenschaftlichen Fächer sind ursprünglich aus philosophischen Fragestellungen hervorgegangen. Die Philosophie kann im umfangreichen Schulstoff Verbindungen ermöglichen. Wer frühzeitig lernt, eigene Gedanken zu formulieren, Argumente abzuwägen und andere Perspektiven auszuhalten, versteht besser, warum Wissenschaft und Demokratie keine Selbstzwecke sind – sondern ein gemeinsamer Raum, um ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen.

Besuche von Schulklassen in Seminaren der Philosophie, Diskussionsrunden in Schulen oder Formate mit Schüler*innen zeigen bereits heute, wie philosophisches Denken zu einem bewussteren Umgang mit sich selbst, mit sozialen Medien und mit gesellschaftlichen Fragen führen kann.

Denn viele Menschen gewinnen den Eindruck, die Medien seien vor allem von negativen Nachrichten dominiert. Das Gefühl von Überforderung, Unverständnis, Trotz oder sogar Ressentiment kann eine Reaktion darauf sein. Doch schon das gemeinsame Nachdenken und Diskutieren – also das Philosophieren – kann helfen, Orientierung zu gewinnen: Was ist mir in dieser Situation wirklich wichtig? Was kann ich tun?

Philosophie schafft einen Raum, in dem auch Unsicherheiten erlaubt sind und in dem die eigene Perspektive ernst genommen wird. Besonders in ihrer Teildisziplin Ethik zeigt sich, wie zentral solche Fragen für die Gegenwart sind: „Ob Klimaschutz, Tierschutz oder Politik im Allgemeinen, letztlich beginnt alles bei der Bildung und der Reflexion der einzelnen Bürger*innen. Viele sogenannte Fake News lassen sich im philosophischen Gespräch erkennen und entkräften – nicht mit Dogmen oder übertriebenen Moralisierungen, sondern mit klugem Zweifel, Neugier und Dialogbereitschaft“, betont PD Dr. Werner Moskopp vom Institut für Philosophie der Universität Koblenz.

Vernetzung mit konkreten Zielen

Die Projektverantwortlichen an der Universität Koblenz haben drei klare Ziele vor Augen:

    Vernetzung schaffen: Eine zentrale Plattform soll künftig Auskunft darüber geben, welche philosophischen Angebote es in der Region gibt – von Volkshochschulkursen über Gesprächskreise und Vorträge bis hin zu Veranstaltungen im Rahmen der Koblenzer Literaturtage. Auch Buchhandlungen und Vereine sollen eingebunden werden. 

    Reflexion fördern: Philosophieren heißt, die eigenen Gedanken und Gefühle methodisch zu reflektieren – nicht belehrend, sondern im Dialog. Dabei geht es nicht um fertige Antworten, sondern um gemeinsames Denken. Formate für diesen Austausch liefern beispielsweise das Café Philosophique, das vor einigen Wochen sein 25-jähriges Jubiläum feiern konnte, oder die Kurse an den Volkshochschulen in Koblenz und der Region. Auch die Universität Koblenz bietet öffentliche Vorlesungen und Projekte an, an denen sich Bürger*innen aller Altersstufen beteiligen können. 

    Demokratie stärken: Im philosophischen Gespräch werden unterschiedliche Perspektiven ausgetauscht. Das fördert ein respektvolles Miteinander – gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten zunehmend von Polarisierung und Fake News geprägt sind.

In einem möglichen Folgeprojekt könnte die Universität zudem erforschen, wie unterschiedliche moralische Weltanschauungen – etwa zwischen religiösen und säkularen Perspektiven – Diskurse prägen. Am Beispiel klinischer Ethik zeigt sich etwa: Verstehen sich ein katholischer Seelsorger und eine atheistische Pflegerin überhaupt, wenn sie über das Gute sprechen? Oder reden sie aneinander vorbei? Eine empirische Studie könnte hier wichtige Einsichten liefern. Erste Anfragen an Firmen und Ethik-Kommissionen bezüglich Kooperationen wurden bereits gestartet.