Vergesellschaftung der Tapire gestaltet sich schwierig
Neuwied, 23. Juli 2025 – (Fotos: L. Romeike) Als Flachlandtapir Peppone im Februar im Zoo Neuwied einzog, waren die Hoffnungen groß: Der elfjährige Bulle aus dem Zoo Duisburg sollte künftig mit Tapirweibchen May-May ein Pärchen bilden. Doch manchmal läuft es auch in der Tierwelt nicht ganz so harmonisch wie erhofft.
„Mit der Vergesellschaftung der beiden haben wir uns ganz bewusst Zeit gelassen bis alle Faktoren gestimmt haben“, erklärt Lena Romeike, Revierleiterin im Südamerikahaus. „Die Tiere hatten bis dahin bereits ausreichend Zeit, sich durchs Gitter zu beschnuppern, die Pfleger konnten Peppone kennen lernen und im Juni waren wir dann nach einer Phase der Personalknappheit wieder so gut besetzt, dass der Zeitpunkt günstig erschien.“ Die lange Vorbereitungszeit schien sich auszuzahlen – zunächst jedenfalls.
Denn die erste gemeinsame Begegnung verlief erstaunlich friedlich: Peppone und May-May beschnupperten sich neugierig, gingen sogar gemeinsam baden und zeigten durch beidseitiges Beknabbern ein Verhalten, das auf gegenseitige Sympathie schließen ließ. „Wir waren wirklich vorsichtig optimistisch“, so Romeike. „Die beiden wirkten entspannt und neugierig aufeinander.“
Doch die Harmonie hielt nur wenige Stunden. Ohne erkennbaren Auslöser griff May-May das Männchen plötzlich an. Der ließ sich das nicht einfach gefallen und es kam zu Beißereien. „Wir mussten schnell reagieren und die beiden trennen, bevor jemand ernsthaft verletzt wurde“, berichtet Romeike. „Tapire machen zwar einen gemütlichen und gutmütigen Eindruck, aber sie haben ordentliche Eckzähne und sind schneller, als man ihnen zutraut.“
Ob und wann eine erneute Vergesellschaftung stattfinden kann, ist derzeit offen. „Es wird weitere Versuche geben – aber ganz behutsam“, betont die Revierleiterin. „Möglicherweise ist May-May einfach eine sehr eigenständige Persönlichkeit, die keinen dauerhaften Partner duldet.“ Zwar klappt das Zusammenleben bei Flachlandtapiren in vielen Zoos problemlos, doch handelt es sich bei der Art von Natur aus um Einzelgänger. Aggressives Verhalten bei direktem Kontakt ist also keine Ausnahme, sondern Teil ihres natürlichen Verhaltensrepertoires.
„Sollte es dauerhaft nicht funktionieren, erzwingen wir nichts“, stellt Romeike klar. „Dann werden die beiden eben nur zeitweise oder gar nicht gemeinsam gehalten – je nachdem, was für die Tiere das Beste ist.“
Auch aus Sicht des Erhaltungszuchtprogramms ist das unproblematisch. Zwar sind Flachlandtapire im natürlichen Verbreitungsgebiet durch Lebensraumverlust gefährdet, doch die europäische Zoopopulation ist stabil und weist eine gute Reproduktionsrate auf. Nachwuchs in Neuwied ist also momentan kein Muss.
Zunächst mal haben Peppone und May-May jedenfalls jeweils ein großzügiges Gehege für sich allein – und ein Team, das aufmerksam beobachtet, geduldig begleitet und auf das Wohl jedes einzelnen Tieres achtet.