Für ein offenes Land in Freiheit und Vielfalt

Text: Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz
Fotos: Jürgen Grab

Neuwied, 04.05.2024 „Nutze deine Stimme!“ – das war der Hauptbotschaft des Neuwieder Bündnisses für Demokratie und Toleranz am vergangenen Neuwieder Kultur Wochenende. Die Initiatoren, alle rechtstaatlichen im Rat vertretenen Parteien sowie zahlreiche Organisationen und Kirchen, hatten dazu am „Kunst im Karree-Wochenende“ einen kulturell ausgerichteten Demonstrationszug gestartet. Fest im Blick dabei die am 9. Juni startende Europawahl sowie die hiesige Kommunalwahl.

Nach der erfolgreichen Demonstration Anfang Februar und der eindrucksvollen Menschenkette entlang des Rheins im März folgte jetzt ein weiterer Schritt. Dem Bündnis ging es diesmal darum, dass jeder seine eigenen Chancen durch die Wahl einer rechtsstaatlichen Partei nutzt, um auf Gesellschaft und persönliches Leben Einfluss zu nehmen. Bei dem Zug von rund…… Bürgern vom Schlosstheater den Rhein entlang bis in die Neuwieder Innenstadt hatten an insgesamt 10 Stationen Künstler mit ihren Acts das Wort.

Alle Mitwirkende teilten dabei das Bekenntnis für unsere liberale Demokratie, für Toleranz und gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus in Deutschland und Europa. Unter dem Motto „DEMO - Tollerant und Nonchalant“ ging es um eine innovative Form des Bürgerprotestes - eben „tollerant und nonchalant“. Explizit wollte man sich nicht gegen, sondern für (!) etwas einzusetzen.

Die auf dem Vorplatz des Schloss Theaters versammelten Demonstranten staunten dann auch nicht schlecht, dass sich anstatt großer Begrüßungsreden pünktlich am Samstag Mittag die Tore des JuSch öffneten und dass Theaterpädagogen mit einer kurzen musikalisch untermalten Performance das Motto des Tages "Nutze deine Stimme" in den Fokus rückten.

Wie gut wir es hier in Neuwied mit über Jahrhunderte etablierten Freiheitsrechten haben, machte -wirkungsvoll zwischen den Kanonen vor dem Neuwieder Schloss platziert- Markus Schröder, Präsident der Neuwieder Ehrengarde deutlich. In Uniform und von zwei Kollegen begleitet zitierte er aus dem Toleranzedikt von 1662 - und das teilweise im heute weniger geläufigen Originalton.

Angeführt von Dieter Wüster Lindenau mit einer überdimensionierten Landsknechttrommem zog die Demonstration dann weiter, um am Durchgang Deichmauer dem mit „Something to Save“ und „Stand up“ den engagiert gewählten Songs des Jazz!Chors Neuwied unter Leitung von Jürgen Böhme zu lauschen.

Rassismus ist in Deutschland und Europa wieder salonfähig geworden. Das war Grund genug für die Theatergruppe Inflagranti, einen historischen Rückgriff zu wagen und durch Werner Drießen an der Freitreppe am Rhein Carl Zuckmayers „Rede des General Harras“ zu rezitieren. Mit einer höchst engagierten, persönlichen Interpretation der „Demokratie- Hymne“ von Hoffmann v. Fallersleben überraschte Dr. Ute Hartmann -begleitet durch eine Bass-Improvisation von Rainer Hermann-, beide Inflagranti, vor dem alten Rathaus, bevor der Zug über den teils schon neu gestalteten Marktplatz zur Marktkirche zog, um sich von der RWG Band „Rock with Grove“ ein Ständchen abzuholen.

Gleich zu Beginn der Fußgängerzone, Engenser Strasse, wurde mit der Installation von Elmar Hermann und Sybille Lenz auch die Verbindung mit dem Zweitages-Event „Kunst im Karree“ deutlich. Mit Blick auf das zeitgleiche Treffen in der Neuwieder Innenstadt von rund 80 Künstlerinnen und Künstlern bekräftigte das Bündnis, Kunst und Kultur seien das Fundament einer toleranten Gesellschaft. Sie dürften wie in populistischen Ländern üblich, nicht gegängelt reglementiert und für die eigene politische Meinung missbraucht werden. In silbernen Lettern war über der Plakatierung „Ein Herz für Europa“ das Wort „TOLLERANT“ geformt, um vor versammelter Menge auf das Stichwort „Kunst braucht Freiheit“ in den Himmel zu steigen und diesem Apell Nachdruck zu verleihen. Begleitet wurde dieser Act mit südeuropäischer Gitarrenmusik von Klaus Mäurer. Ganz ruhig, aber dafür besonders ausdrucksstark ging es ein paar Schritte weiter beim „Engel der Kulturen“ bei der Pantomimen-Darstellung „Völkerball Europa“ der Darstellergruppe „Lästermimen“ Jos Nasen, Lester Corea und Joachim Fischer zu. Die Künstler zogen im Demonstrationszug weiter durch die Mittelstrasse zum Luisenplatz, begleitet von der Bläsergruppe der Brüdergemeinde und vom Jazz!Chor Neuwied. Dort inszenieren beide am Fahnenhügel Beethovens „Ode an die Freude“ als starkes gemeinschaftliches Bekenntnis für Europa!

Das Bündnis hat mit „DEMO Tollerant und Nonchalant“ bewusst die Kooperation mit dem am gleichen Tag gestarteten „Kunst im Karree“ gesucht. Nach verschiedenen künstlerischen Darbietungen auf dem Zug durch die Stadt, hatte zum Schluss die bildende Kunst das Wort. Die Ausstellung der Neuwieder Künstler Gruppe 93 steht unter dem Motto „Vielfalt“. In der Ausstellungseröffnung durch Sybille Lenz, Gruppe 93, und Elmar Hermann (NMKV) wurde das begründet. Dieser Abschluss des Demonstrationszuges wurde vom Ukrainischen Frauenchor und von Tom Daniel, Gitarre begleitet.

In seinem Schlußwort fasste Eckhard Lenz vom Neuwieder Bündnis die Intention der Demonstration noch einmal zusammen. Man wolle weder dumpfen Populismus noch die so genannte „Remigration“ von Freunde/ innen, Nachbarn oder Kollegen. Auch Kräfte, die in Deutschland ein Kalifat fordern, seien natürlich indiskutabel. Die gegenwärtige Zeit erfordere eine klare Haltung. Unter dem Beifall der Teilnehmer betonte er: „Wir stehen gemeinsam für ein offenes Land, das sich mutig den Herausforderungen stellt, anstatt sich - von welcher Propaganda auch immer - aufheizen und aufhetzen zu lassen“. Und mit Blick auf dien Wahltag am 9. Juni rief er den Neuwieder zu, sich gegen Hass und Spaltung für ein Miteinander einzusetzen: „Für ein buntes Neuwied in einem offenen und starken Europa! Wir brauchen keine Alternative zu Freiheit und Vielfalt.“

 

Neuwieder Bündnis für Demokratie und Toleranz
www.neuwieder-buendnis.online