Christliche Palästinenser aus Bonn berichten von ihrer Heimat in Israel
(Foto Wolfgang Rahn)
Wie sehen christliche Palästinenser, die als Minderheit in Israel leben, die gegenwärtige Situation angesichts des Kriegs in Gaza? Zu dieser Frage hatte der Arbeitskreis Palästina der Lokalen Agenda zusammen mit EIRENE, der Evangelischen Kirchengemeinde, dem katholischen pastoralen Raum und der Kath. Erwachsenenbildung das Ehepaar Aline Makhoul und Dr. Bassel Makhouly aus Bonn eingeladen. Aline Makhoul berichtete von dem Dorf ihrer Familie im Norden Israels. Die palästinensischen Bewohner des ganzen Dorfes waren 1948, nach dem Entstehung des Staates Israel, von israelischem Militär vertrieben worden und durften nie zurückkehren.
Mit Ausnahme der Kirche und des Friedhofes ist das damals 1000 Einwohner zählende Dorf völlig zerstört worden. Bis heute versammeln sich jedoch die maronitischen Christen an Feiertagen und zu besonderen Anlässen dort, um Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen zu feiern. Sie appellierte eindringlich: „Erkennt unser Leid an! Behandelt uns als gleichwertige Menschen mit dem Wunsch nach Frieden und Identität!“
Hausherr Christoph Hof begrüßt die Gäste Aline Makhoul und Dr. Bassel Makhouly, Josef Freise vom AK Palästina moderierte den Abend (Foto Wolfgang Rahn)
Im Osterurlaub waren Aline Makhoul und Bassel Makhouly bei ihren Familien im Norden Israels gewesen. Sie berichteten von den zunehmenden Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Israel. Wo Juden und Palästinenser (Christen und Muslime) früher trotz Problemen miteinander gelebt hatten, ziehen sie sich jetzt in ihre eigene Gruppe zurück. Als nichtjüdische israelische Minderheit seien Christen wie Muslime in Israel vielen Ungerechtigkeiten und Repressalien ausgesetzt. Aline Makhoul und Bassel Makhouly waren nach Deutschland emigriert, um hier jenseits solcher Konflikte eine Zukunft aufzubauen. Er habe über Jahrzehnte nie Diskriminierung in Deutschland erlebt, berichtet Bassel Makhouly, aber seit dem 7. Oktober 2023 komme es vermehrt zu diskriminierenden und rassistischen Vorfällen gegen Palästinenser auch hier in Deutschland. Dass er bei Demonstrationen ein Plakat "Freiheit für Palästina" trug, brachte ihm tätliche Angriffe, Beschimpfungen und Beleidigungen ein. Deutschen Schülern mit palästinensischer Herkunft werde von Lehrern empfohlen, bei Bewerbungen die palästinensischen Wurzeln besser nicht zu erwähnen.
Auf die Frage, ob eine Zwei-Staaten-Lösung denkbar sei, antworteten die Referenten, dass sie diese Lösung für unrealistisch hielten, weil die israelischen Regierungen durch ihre langjährige Siedlungspolitik die Entstehung eines unabhängigen palästinensischen Staates faktisch verhindert hätten.
Ein Frieden könnte mit einem Versöhnungsprozess gelingen ähnlich wie in Südafrika, wo mit Hilfe des anglikanischen Erzbischofs Desmond Tutu Wahrheitskommisionen einen Prozess der Wahrheitsfindung, der Wiedergutmachung und Versöhnung einleiteten
Die Referenten sind der Meinung, dass nur eine Lösung übrigbleibt: Ein Staat, in dem sowohl Juden als auch Palästinenser gleichberechtigt miteinander leben könnten.
Inke Thiesen-Hart vom AK Palästina bedankt sich bei Aline Makhoul und Bassel Makhouly für den interessanten und aufschlussreichen Abend. (Foto Armin Brietzke)