Erste Themenfelder beschlossen
   Bendorf.- Symbolbild: Canva pro (bearbeitet) -  Die Stadt Bendorf geht einen wichtigen Schritt in Richtung öko-sozialer Verantwortung: Der Stadtrat hat am 17. Juni die von der Verwaltung vorgeschlagenen Themenfelder für die Einführung eines ersten nachhaltigen Beschaffungsstandards beschlossen. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu reduzieren, das Angebot umweltfreundlicher Produkte und Dienstleistungen zu verbessern sowie den Schutz von Menschenrechten und die Einhaltung von Arbeits- und Sozialstandards zu unterstützen.
Für die Konzepterstellung arbeitete die Verwaltung mit dem BUND LV Rheinland-Pfalz sowie anderen Kommunen und beauftragten Stellen im Rahmen eines Netzwerkes zusammen.

Die beschlossenen Maßnahmen umfassen sechs zentrale Themenfelder: So soll bei der Beschaffung von Elektrofahrzeugen das Gesetz über saubere Straßenfahrzeuge konsequent berücksichtigt werden. Damit reduziert die Stadt ihre CO₂-Emissionen und senkt langfristig Betriebskosten.
Auch im Bereich Papierverbrauch setzt Bendorf auf Nachhaltigkeit: Künftig soll ausschließlich Recyclingpapier mit anerkanntem Umweltzeichen verwendet werden, das zuvor auf seine Einsatzfähigkeit in den vorhandenen Druck- und Kopiersystemen geprüft wurde. Dies spart wertvolle Ressourcen wie Holz, Wasser und Energie – und verbessert gleichzeitig die Umweltbilanz der Verwaltung.
Für den Bereich Gebäudereinigung gilt künftig, dass nur noch Reinigungsmittel mit mindestens zwei Nachhaltigkeitszertifikaten aus dem „Kompass Nachhaltigkeit“ eingesetzt werden. Dadurch werden sowohl Umweltbelastungen durch Chemikalien reduziert als auch die Gesundheit der Reinigungskräfte besser geschützt.
 

Symbolbild: Canva pro (bearbeitet)

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verpflegung in Kindertagesstätten: Hier plant die Stadt, den Anteil an Bio-Produkten zu erhöhen und gleichzeitig verstärkt auf fair gehandelte Lebensmittel zu setzen. Die Maßnahme fördert gesunde Ernährung für Kinder und unterstützt den regionalen Ökolandbau.
Auch im Bereich Arbeitskleidung übernimmt Bendorf Verantwortung: Die Stadt verpflichtet sich zur Beschaffung nach dem Fair Wear Standard, um faire Arbeitsbedingungen in der Produktion sicherzustellen.
Ein sensibles, aber wichtiges Thema betrifft die Auswahl von Grabsteinen. In der Friedhofssatzung sollen entsprechende Vorgaben festgelegt werden. Bendorf schließt künftig die Verwendung von Material aus ausbeuterischer Kinderarbeit konsequent aus. Jeder Grabstein muss einen Herkunftsnachweis und ein entsprechendes Gütezeichen vorweisen 
Gerade das zuletzt genannte Themenfeld eignet sich gut, um die konkrete Umsetzung öko-sozialer Beschaffungsgrundsätze zu verdeutlichen. Hintergrund der Maßnahme ist die Tatsache, dass ein Großteil der in Deutschland verwendeten Grabsteine aus Asien stammt – insbesondere aus Indien, China, Vietnam oder den Philippinen. In mehreren dieser Länder ist Kinderarbeit im Natursteinsektor dokumentiert. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) zählt die Arbeit in Steinbrüchen zu den gefährlichsten Formen von Kinderarbeit weltweit. Kinder sind dort schweren körperlichen Belastungen, gesundheitlichen Gefahren und ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen ausgesetzt. 
Um dem entgegenzuwirken, verlangt die Stadt Bendorf mit dem Antrag auf Errichtung eines Grabsteins künftig einen Herkunftsnachweis sowie ein Gütesiegel, das im „Kompass Nachhaltigkeit“ gelistet ist. Alternativ sind gleichwertige Zertifikate mit nachgewiesener Verkehrsdurchsetzung zulässig. Kann ein solches Zertifikat nicht vorgelegt werden, muss eine schriftliche Erklärung des Händlers erfolgen, in der dieser versichert, dass ihm keine Hinweise auf Kinderarbeit bekannt sind. Die rechtliche Grundlage hierfür bietet das geänderte Bestattungsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2019, das Kommunen ermöglicht, Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit in ihren Friedhofssatzungen zu untersagen.
Diese Maßnahme verdeutlicht exemplarisch, wie sich globale ethische Anforderungen auf lokales Verwaltungshandeln übertragen lassen: Kommunale Beschaffung soll in Bendorf nicht nur wirtschaftlich, sondern auch verantwortungsvoll, fair und zukunftsfähig gestaltet werden.