Daniel Jungbluth tauschte IT-Karriere gegen Tischlerlehre und mehr Familienzeit – Prüfung als zweitbester Geselle bestanden

BAD BREISIG/KOBLENZ. (Foto - Quelle: HwK Koblenz / Dagmar Schweickert) Daniel Jungbluth hat allen Grund, stolz zu sein: Er hat seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen – und das in vielerlei Hinsicht auf besondere Weise. Zunächst einmal hat der heute 32-Jährige vor zwei Jahren einen kompletten Wandel vollzogen. Seinen sicheren Job in der IT-Branche gab er auf, um im Handwerk einen beruflichen Neustart zu wagen. Weil er damals bereits Familienvater war, absolvierte er die Ausbildung in Teilzeit – so konnten er und seine Frau sich die Erziehung und Zeit mit den Töchtern teilen. Dafür brauchte er damals „vor allem Mut“, wie er sich erinnert und einen Handwerksbetrieb, der offen ist für die seltene Mischung aus „nicht mehr ganz jungem“ Auszubildenden aus einer völlig anderen Branche, mit Familie und dem Wunsch nach einer Lehre in Teilzeit.

Genau diese Nadel im Heuhaufen fand der Tischler-Azubi mit der Holzwerkstätte Kutzner & Ritzdorf in Bad Breisig. Die Chefs waren zunächst skeptisch gegenüber Teilzeitstellen, sahen aber großes Potential in Jungbluth, der seit seiner Kindheit viel mit Holz gearbeitet hatte und repräsentable Möbelstücke vorweisen konnte. Unterstützt und begleitet von der Handwerkskammer Koblenz wurde der nicht ganz alltägliche Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Das war der Startschuss für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Heute ist Daniel Jungbluth 32 Jahre, seine Töchter sieben und neun. Durch seine berufliche Erfahrung im Vorfeld, die gute Arbeit während der Ausbildung und sehr frühe Prüfungstermine hat er seine Ausbildung zum Tischler nach einem Jahr und zehn Monaten abgeschlossen und wurde bei der Freisprechung in Dernau als zweitbester Geselle seines Jahrgangs ausgezeichnet. „Da war ich schon sehr stolz – zusammen mit meiner Familie und dem Team in meinem Ausbildungsbetrieb“, berichtet der frischgebackene Geselle.

Daniel Jungbluth hat als Gesellenstück einen Treppenschrank für den heimischen Flur auf Maß getischlert. Er passt mit seiner Schräge genau unter die Treppe und bietet dort Stauraum für Schulranzen und Taschen. Ein Klappenfach steht für Kleinkram zur Verfügung. Foto - Quelle: Daniel Jungbluth

Sein Gesellenstück kann sich sehen lassen: Jungbluth hat nach 20 Stunden Planungsarbeit in 80 Arbeitsstunden einen Treppenschrank für den heimischen Flur auf Maß getischlert. Er passt mit seiner Schräge genau unter die Treppe und bietet dort Stauraum für Schulranzen und Taschen. Ein Klappenfach steht außerdem für Kleinkram zur Verfügung. Der moderne Treppenschrank ersetzt zwei Kommoden und ist „natürlich täglich in Benutzung“. Mit Blick auf seine Ausbildung betont der Familienvater, dass er seine Entscheidung keinen Tag bereut hat. „Natürlich sind ein Bürojob oder die Arbeit im Handwerk zwei völlig verschiedene Welten. Der Ton im Handwerk ist schon mal ruppiger, dafür sind die Dienstwege kürzer und es geht familiärer zu.“ Vor allem aber erfülle ihn die Arbeit als Tischler einfach. Die Ausbildung in Teilzeit sei gut machbar gewesen. „Da ist alles sauber durchgelaufen.“ 
Er empfiehlt jedem, der über einen Start oder Wechsel ins Handwerk nachdenkt: „Ich bin dann erfolgreich, wenn ich tue, was mir Spaß macht!“ Daniel Jungbluth ist auch in Teilzeit voll und ganz im Handwerk angekommen – wenn auch nicht am Ende seiner Ausbildung: Bis zum Jahresende arbeitet er weiter bei Kutzner & Ritzdorf, dann besucht er die Meisterschule – nun in Vollzeit – bis August, um sich anschließend selbstständig zu machen. Ein Plan, den seine Chefs von Anfang an kannten und unterstützen.

Der frischgebackene Tischlergeselle Daniel Jungbluth (von links) freut sich, dass seine Chefs Mike Kutzner und Martin Ritzdorf ihm eine Teilzeitausbildung ermöglicht haben. Bis zum Jahresende bleibt er dem Unternehmen in Bad Breisig erhalten, arbeitet an vollen Arbeitstagen auf Baustellen, an halben in der Werkstatthalle und kann sich so ab mittags um seine Töchter kümmern. Ab Dezember besucht er die Meisterschule, um sich später selbstständig zu machen. Foto - Quelle: HwK Koblenz / Dagmar Schweickert

Hintergrundinfo:

So gelingt die Ausbildung in Teilzeit.
Eine Ausbildung in Teilzeit ist seit 2020 grundsätzlich für alle zulässig. Hier sind einige Eckdaten, die dabei zu beachten sind, damit diese besondere Form der Lehre für alle Beteiligten zum Erfolg wird: Die Arbeitsgemeinschaft (AG) der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz erklärt dazu, dass man in einer Teilzeitausbildung die tägliche oder wöchentliche Ausbildungszeit inklusive Berufsschule nach Bedarf um bis zu 50 Prozent verkürzen darf. So kann man die Ausbildung optimal anpassen. „Es muss gewährleistet sein, dass die Auszubildenden trotz Kürzung der betrieblichen Ausbildung mit den Betriebsabläufen und Ausbildungsinhalten vertraut gemacht werden“, ergänzt die AG. Die Kurse der überbetrieblichen Ausbildung sind dabei zu 100 Prozent zu besuchen.
Informationen gibt es bei der HwK Koblenz: ausbildung@hwk-koblenz.de, Tel. 0261 398 333