
Wenn Bäume als Naturdenkmäler unter besonderem Schutz stehen, dann bedarf es manchmal auch ungewöhnlicher Maßnahmen, um sie fit für die Zukunft zu machen. Wie so etwas aussehen kann, zeigt sich dieser Tage im Schlossgarten in Koblenz.
(Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf) - Immer wieder bleiben Touristen stehen, betrachten mit fragenden Blicken das Geschehen, dass sich an diesem Novembertag über Stunden unweit des Oberlandesgerichts Dutzende Male wiederholt. Ein Mitdreißiger bohrt mit einer Schlagbohrmaschine Löcher in das verdichtete Erdreich und Teile des angrenzenden Rasens zwischen zwei Meterhohen Bäumen – immer und immer wieder. Kurze Zeit später folgt sein Kollege, Loch für Loch, um mit einer Spezialmaschine ebenfalls in die Erde in die vorgebohrten Löcher einzudringen und so den Boden „tanzen“ zu lassen.

Im Schlosspark lässt die Stadtverwaltung Koblenz zwei Bäume, die seit 1937 Naturdenkmäler sind, von einer Fachfirma revitalisieren. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Was bei den Vorbeigehenden beim Blick auf die Arbeiten der beiden Arbeiter teilweise für Stirnrunzeln und fragende Blicke sorgt, hat einen ernsten Hintergrund. Bei den beiden Bäumen handelt es sich nämlich um einen Mammutbaum und eine Atlaszeder. Seit dem April 1937 sind sie als Naturdenkmäler deklariert. Wie alt die beiden Gehölze genau sind, ist nicht klar. Beide haben in den vergangenen Jahren allerdings bereits dem hohen Alter ihren Tribut zollen müssen. Der Mammutbaum hat unter anderem im Wurzelbereich sichtbare Schäden davongetragen und die Atlaszeder musste teilweise eingekürzt werden, um sie weiter lebensfähig zu machen.

Im Wurzelbereich zeigt der Mammutbaum bereits deutliche Schäden. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Die neuerliche Maßnahme einer niederländischen Fachfirma dient ebenfalls dazu, die Lebenszeit beider Bäume weiter zu verlängern, wie Stadtbaummanager Stephan Dally erklärt: „„Wir vitalisieren hier unsere beiden Naturdenkmäler, lösen Bodenverdichtungen und bringen ein spezielles Substrat ein, was aus Wurmkompost, Pflanzenkohlen und anderen Zusatzstoffen besteht. Damit wollen wir den Bäumen noch ein weiteres, gutes Leben ermöglichen.“
In die vorgebohrten Löcher wird mit der Spezialmaschine über eine Lanze mit Druckluft dafür gesorgt, dass sich unterirdische Hohlräume bilden und gleichzeitig der verdichtete Boden gelockert wird. Hierdurch wirkt es teilweise so als ob der Boden „tanzen“ oder springen würde, wenn der durch den Druck nach zentimeterweise nach oben gedrückt wird. „Im zweiten Schritt wird mit niedrigem Druck dann das Substrat in diese Hohlräume eingeblasen, dass für die Vitalisierung sorgen soll“, erklärt Dally.

Bei den beiden Bäumen, die im Schlosspark revitalisiert werden, handelt es sich um einen Mammutbaum (im Vordergrund) und eine Atlaszeder (im Hintergrund). Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Im Vorfeld hatten Mitarbeitende des städtischen Eigenbetriebs Grünflächen- und Bestattungswesen über mehrere Tage hinweg Teile des bisherigen Bodens Stück für Stück abgetragen, bis Bereich der Wurzeln der beiden Bäume zum Vorschein kamen. Erst danach konnte die Fachfirma ihre Arbeit aufnehmen.
Stephan Dally weiß allerdings auch, dass der Aufwand enorm ist für die Maßnahme, die mit dem städtischen Umweltamt abgestimmt ist. Die rund 7000 Euro sieht er allerdings gut angelegt: „Das Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet uns dazu alles dafür zu tun, diese Naturdenkmäler zu erhalten. Das machen wir zum Beispiel durch eine Standortverbesserung, wie wir sie hier im Schlossgarten praktizieren.“

Mit dieser Spezialmaschine wird ein spezielles Substrat, welches aus Wurmkompost, Pflanzenkohlen und anderen Zusatzstoffen besteht, in die Erde eingebracht, um die beiden Bäume zu revitalisieren. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf
Dass diese Vitalisierung mit der Einbringung des speziellen Substrats am Ende erfolgreich sein wird und sowohl dem Mammutbaum als auch der Atlaszeder helfen werden, davon ist der Stadtbaummanager überzeugt. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass die Stadt Koblenz dieses im ersten Moment ungewöhnlich Verfahren anwendet, wie Dally verrät: „Wir haben das schon einmal am Naturdenkmal am Görresdenkmal mit sehr großem Erfolg gemacht. Vor Jahren haben wir das Ganze auch schon bei Eichen auf der Festung Ehrenbreitstein mit einem sehr durchschlagenden Erfolg durchgeführt.“
Nach Abschluss der Bodenvitalisierung im Schlossgarten wird die gesamte Fläche rund um die beiden Naturdenkmäler, die ausgegraben wurde, mit einer Staudenbepflanzung versehen, wie sie sich bereits im Umfeld in Teilen des Schlossgartens in Beeten wiederfindet. „Das soll dafür sorgen, dass niemand mehr auf den Wurzelbereich treten kann. Außerdem versuchen wir mit einem Substrat, das noch aufgetragen wird, den Boden abzusäuern und so ein perfektes Milieu für die Bäume zu schaffen, damit sie weiterleben können“, beschreibt Stephan Dally den Gedanken hinter dem neuen Beet.
Ein Video von den Arbeiten findet sich unter dem Kurzlink t1p.de/baumrevi

Bei den beiden Bäumen im Koblenzer Schlossgarten, die dieser Tage revitalisiert werden, handelt es sich um Naturdenkmäler. Foto: Stadt Koblenz/Andreas Egenolf


