Landkreise Neuwied und Altenkirchen planen gegenseitige Notversorgung -Landrat Hallerbach: Zuverlässiges System - Verbandsvorsteher WKA Berno Neuhoff: Interkommunale Zusammenarbeit hat Zukunft

Kreis Neuwied und Altenkirchen. (Foto: Martin Boden / Kreisverwaltung Neuwied.) - Wenn in Zukunft irgendwo im Kreisgebiet eine Wasserquelle ausfällt oder eine technische Störung auftritt, soll das kostbare Nass trotzdem weiter aus dem Wasserhahn fließen. Genau dieses Ziel verfolgen das Kreiswasserwerk Neuwied (KWW) und der Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen (WKA). Die beiden Nachbarversorger arbeiten derzeit an einem gemeinsamen Millionenprojekt, das die Trinkwasserversorgung in der gesamten Region deutlich krisenfester machen soll.
Bereits heute sind die beiden Netze über eine Leitung zwischen dem Hochbehälter Willroth (KWW) und dem Hochbehälter Grube Georg (WKA) verbunden. Aufgrund technischer Begrenzungen können bislang jedoch nur eingeschränkte Wassermengen transportiert werden. Künftig soll es möglich sein, gegenseitig bis zu 1,75 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr (4.000 m³ / Tag) im Notfall bereitzustellen. Die ständige und bereits heute mögliche Lieferung durch den WKA soll 300.000 Kubikmeter Wasser im Jahr betragen.

„Wasser ist unsere wichtigste Lebensgrundlage. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass die Versorgung immer selbstverständlich funktioniert. Mit diesem Projekt erhöhen wir die Sicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger erheblich“, betont Landrat Achim Hallerbach. „Gemeinsam mit dem Zweckverband WKA schaffen wir ein redundantes System, das auch in Ausnahmesituationen zuverlässig bleibt.“

Von links: SWN-Prokurist Thomas Endres, SWN-Geschäftsführer Stefan Herschbach, der Verbandsvorsteher des WKA Berno Neuhoff, der Landrat des Kreises Neuwied Achim Hallerbach, der Geschäftsführer der Stadtwerke Wissen Dirk Baier sowie der Technische Prokurist der Stadtwerke Wissen GmbH Manuel Kaiser trafen sich am Willrother Hochbehälter zu einem Informationsaustausch. Foto: Martin Boden / Kreisverwaltung Neuwied.

Herzstück der im KWW-Netz geplanten Maßnahmen ist der Ausbau der Transportleitung zwischen dem Kurtscheider Stock und der Tankstelle in Gierend. Die bisherige DN 300-Leitung mit 30 Zentimeter Durchmesser stößt bei höheren Durchflussmengen an ihre Grenzen und soll daher durch eine größere DN 400-Leitung (40 cm Durchmesser) ersetzt werden. Allein dieser Abschnitt ist rund 5,4 Kilo¬meter lang. Die Bauarbeiten bedeuten zwar einen erheblichen Aufwand, sorgen jedoch künftig für eine deutlich bessere Leistungsfähigkeit der Leitung. Konkret bedeutet dies, dass je nach Betriebsbedingungen, theoretisch rund 78 Prozent mehr Durchfluss ermöglicht wird als mit der bisherigen Leitung.
Darüber hinaus werden die Pumpwerke Block, Melsbach und Rengsdorf technisch aufgerüstet.
Leistungsstärkere Pumpen sollen gewährleisten, dass das Trinkwasser aus dem Engerser Feld künftig in ausreichender Menge bis nach Willroth gefördert werden kann. Ergänzt wird zudem eine Notstromversorgung für alle zentralen Pumpwerke, damit auch bei einem Stromausfall die Versorgung stabil bleibt.
„Dieses Projekt ist ein Meilenstein für die interkommunale Zusammenarbeit. Wir schaffen hier eine Versorgungspartnerschaft, von der alle profitieren – im Alltag, aber vor allem in Krisensi-tuationen“, erklärt Berno Neuhoff, Verbandsvorsteher des WKA. „Dass sich beide Seiten aktiv einbringen und gemeinsam investieren, ist ein starkes Zeichen für Verantwortung und Weitsicht.“
Die Gesamtkosten für die Maßnahmen im Bereich des KWW liegen bei rund 8,25 Millionen Euro. Für das Verbandsgebiet des WKA laufen die Kostenermittlungen noch – insbesondere stehen finale hydraulische Berechnungen aus. Jeder Partner finanziert die Maßnahmen in seinem Zuständigkeitsbereich selbst. Gleichzeitig besteht Aussicht auf eine Förderung durch das Land Rheinland-Pfalz, das das Vorhaben positiv bewertet und die überregionale Zusammenarbeit ausdrücklich unterstützt.
Der Werkausschuss des Kreiswasserwerks Neuwied wurde im September umfassend über den Planungsstand informiert. Jetzt beginnen die konkrete Ausarbeitung und Vorbereitung der Umsetzung.
Auch der Werkausschuss des Zweckverbandes Wasserversorgung Kreis Altenkirchen hat in seiner letzten Sitzung grünes Licht für weitere Verhandlungen gegeben. Verbandsvorsteher Neuhoff ist optimistisch, dass die Verhandlungen zielgerichtet zu dem von beiden Seiten gewünschten Ergebnis führen werden. Bis zur Inbetriebnahme des interkommunalen Verbundes wird noch einige Zeit vergehen. Die Planungen sollen im nächsten Jahr beginnen.
„Wir sind auf dem Weg – und zwar entschlossen“, fasst Landrat Achim Hallerbach zusammen. „Die Menschen im Landkreis sollen sich darauf verlassen können, dass wir alles tun, um ihre Trinkwasserversorgung langfristig zu sichern.“

Hintergrundinformation:
Das Kreiswasserwerk Neuwied ist ein Eigenbetrieb des Landkreises Neuwied, Betriebsführerin ist die Stadtwerke Neuwied GmbH.
Der Zweckverband Wasserversorgung Kreis Altenkirchen ist der Fernwasserversorger im Kreis Altenkirchen, Betriebsführerin ist die Stadtwerke Wissen GmbH