Von der französischen Provinz, einem iranischen Superstar und der brasilianischen Militärdiktatur
Seit dem Aufkommen der Filmkunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ziehen uns die bewegten Bilder auf der großen Kinoleinwand in ihren Bann. Denn ein gut gemachter Film kann so echt wirken, dass es uns so vorkommt, als wären wir selbst unmittelbar am Geschehen beteiligt und nicht bloß in der Zuschauerrolle. In Neuwied besteht jeden Mittwochabend die Gelegenheit, die Magie des Films am eigenen Leib zu erfahren, denn das vielfach ausgezeichnete Programmkino „Minski“ entführt sein Publikum in spannende, humorvolle und nachdenkliche Filmwelten. Auch für den August hat Programmgestalter Michael Mertes wieder eine ansprechende und abwechslungsreiche Filmauswahl getroffen.
Googoosh war in den 1960er- und 70er-Jahren in ihrer iranischen Heimat ein absoluter Superstar. Doch durch die Islamische Revolution wird die Erfolgskarriere der Sängerin 1979 jäh beendet. Obwohl sie unter Hausarrest gestellt wird und in der Folge aus der Öffentlichkeit verschwindet, entscheidet sich Googoosh erst im Jahr 2000 dazu, ihrem Heimatland den Rücken zu kehren und in die USA auszuwandern. Hier steht sie wieder auf der Bühne und erhebt ihre Stimme gegen das Regime im Iran. „Googoosh – Made of Fire“ ist ein sehenswertes Biopic über eine bemerkenswerte Künstlerin – und läuft am Mittwoch, 6. August, im Minski.
In der bretonischen Kleinstadt Paimpont legt man viel Wert auf die Gemeinschaft und ist stolz auf den engen Zusammenhalt zwischen den Bewohnern. Deshalb erklären sich die Menschen in der kleinen Ortschaft auch direkt bereit, eine Familie bei sich aufzunehmen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet ist. Das tolerante und weltoffene Selbstbild der Ortschaft wird jedoch auf die Probe gestellt, als statt der erwarteten ukrainischen Familie die syrische Familie Fayad in Paimpont erscheint. „Die Barbaren – Willkommen in der Bretagne“ spielt humorvoll mit Klischees und wird am Mittwoch, 13. August, im Minski gezeigt.
In die französische Provinz verschlägt es eine Woche später am Mittwoch, 20. August, auch die Pariser Lehrerin Louise in „Louise und die Schule der Freiheit“. Im bildungsfernen französischen Hochland sind die Kinder vor allem als helfende Hände auf dem Bauernhof gefragt. So muss Louise erst einen Kuhstall in ein Klassenzimmer umfunktionieren und die Familien einzeln aufsuchen, um sie davon zu überzeugen, ihre Kinder in die neugegründete Schule zu schicken. Zwar schließen die Kinder ihre engagierte Lehrerin schnell ins Herz, jedoch bleibt ein Teil der Bevölkerung misstrauisch und versucht, ihr Steine in den Weg zu legen.
Zum Monatsabschluss zeigt das Minski am Mittwoch, 27. August, das Drama „Für immer hier“. Die Familie Paiva führt ein unbeschwertes Leben im Herzen von Rio de Janeiro, als die brutale Realität der im südamerikanischen Land herrschenden Militärdiktatur sie einholt. So wird Familienvater Ruben eines Tages zu einem angeblichen Routineverhör von der Geheimpolizei abgeholt. Dahinter steckt jedoch viel mehr, denn als ehemaliger Abgeordneter stand Ruben früher den Kommunisten nahe.
„Mittwochs ins Kino“ – das Minski ist eine Kooperation zwischen dem städtischen Jugendamt, der Volkshochschule der Stadt Neuwied sowie den Filmtheaterbetrieben Weiler. Jeden Mittwochabend öffnet sich um 20 Uhr der Vorhang im Kino Schauburg, Heddesdorfer Straße 84, für außergewöhnliche Filme, die bewegen, begeistern und zum Nachdenken anregen. Kinokarten können über eine Online-Buchung zur Sitzplatzreservierung auf www.kinoneuwied.de erworben oder an der Abendkasse gekauft werden.