Netzwerktreffen im BFI vermittelt, wie Digitalisierung die Praxen zukunftsfähig macht
KOBLENZ. - Foto: Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein/Katrin Müller - Wie ist es, wenn in der Hausarztpraxis eine KI-basierte Assistenz die Telefongespräche übernimmt? Oder wenn eingehende Arztbriefe automatisch analysiert, zusammengefasst und sofort Handlungsaufträge für die Praxis erstellt werden? Dies waren nur einige Beispiele, die Dr. med. Jonas Fröhlich beim Netzwerktreffen des Weiterbildungsverbundes Allgemeinmedizin im Bildungs- und Forschungsinstitut (BFI) des GK-Mittelrhein aus dem Alltag seiner Praxis vorstellte. Der Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin ist Vorsitzender der Ärztlichen Kreisvereinigung Kaiserslautern und Vorstandsmitglied des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes Rheinland-Pfalz.
Die Veranstaltung hatte den Schwerpunkt KI (Künstliche Intelligenz) und traf damit auf großes Interesse bei den niedergelassenen Kollegen aus dem Großraum Koblenz. Für Dr. med. Jonas Fröhlich und sein Team führt die Unterstützung durch KI zu einer Entlastung aller Angestellten. „Der psychische Druck ist nicht mehr so groß. Es kommen weniger Patienten zu uns in die Praxis, da wir telefonisch immer erreichbar sind, und eine Nacharbeitung der eingegangenen Aufträge ist beispielsweise auch vom Homeoffice aus möglich.“ Im Anschluss stellte er das von Rheinland-Pfalz geförderte Pilotprojekt „HÄPPI“ (Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung – Interprofessionell) vor.
Sie gaben spannende Einblicke zum Thema KI, dem Projekt „HÄPPI“ und dem Medizin-Campus-Koblenz beim Netzwerktreffen des Weiterbildungsverbundes Allgemeinmedizin, von links: Dr. med. Jonas Fröhlich, Dr. med. Astrid Weber, Dr. med. Beate Schoch, Dr. med. Raj Chakupurakal und Dr. rer. cur. Natalie Waldforst. Foto: Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein/Katrin Müller
Das „Häppi“-Konzept soll die hausärztliche Versorgung auf dem Land langfristig sichern, indem es auf multiprofessionelle Teams setzt. Aufgaben werden dabei gezielt an akademische, nicht-ärztliche Gesundheitsberufe wie z.B. Advanced Practice Nurses (Masterabschluss) oder Physician Assistants (Bachelorabschluss) delegiert. „Beispielsweise werden Befunde von einem Teammitglied erhoben, aber die Diagnose stellt der Arzt. Man gewinnt dadurch Zeit und kann sich den komplexen Krankheitsbildern widmen.“ Zusätzlich erhöht die konsequente Nutzung digitaler Anwendungen – etwa für Praxismanagement, Telemedizin und Versorgungskoordination – die Effizienz. In Rheinland-Pfalz erproben seit 1. Juli sieben ausgewählte Pilotpraxen für sechs Monate das neue Versorgungskonzept im Praxisalltag. „Ich bin gespannt, was dabei herauskommt“, so Fröhlich.
Ein weiterer Programmpunkt war das Thema „DigiCheck für die Hausarztpraxis“, referiert von Dr. med. Astrid Weber, Fachärztin für Innere Medizin und Mitglied im Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin. „Wir müssen lernen, mit KI umzugehen. Rund 30 Prozent aller Praxen haben keine Webseite. Schauen Sie sich als Team an, wie Ihre Praxis aufgestellt ist.“ Dabei ging es um Beispiele wie Praxissoftware, Praxisabläufe oder Patientenkommunikation. In ihrem Vortrag vermittelte sie praxisnah digitale Kompetenzen, die für die Weiterentwicklung hausärztlicher Tätigkeiten und die Qualitätssicherung in der Patientenversorgung unerlässlich sind.
Zum Netzwerktreffen eingeladen hatte das BFI. Eröffnet wurde es von Direktorin Dr. rer. cur. Natalie Waldforst und vom Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Mayen-Koblenz. Der Landkreis fördert von Beginn an das Netzwerk. Es war ein gelungener Nachmittag“, betonte Waldforst. „Die Teilnehmerzahl hat bewiesen, dass das Thema KI eine große Rolle im Alltag der Hausarztpraxen spielt.“ Gemeinsam mit Dr. med. Beate Schoch, Chefärztin der Neurochirurgie im Ev. Stift St. Martin, hatte sie zum Auftakt der Veranstaltung den Medizincampus Koblenz und die Verzahnung zum GK-Mittelrhein und dessen BFI vorgestellt. „Wir lehren seit dem Sommersemester 2025 zusammen mit dem Bundeswehrzentralkrankenhaus und zwei weiteren zivilen Krankenhäusern in der Region alle klinischen Fächer des 9. und 10. Semesters, veranstalten Praktika und Unterricht am Krankenbett in unseren Krankenhäusern. Durch attraktive Lehrangebote und eine gute Lernatmosphäre versuchen wir, die zukünftigen Ärzte an unsere Region zu binden, um so die medizinische Versorgung für die kommenden Jahrzehnte zu sichern. Es ist ein spannendes und auch sehr ehrgeiziges Vorhaben“, so Dr. med. Beate Schoch.
Das Bildungs- und Forschungsinstitut (BFI) ist die zentrale Bildungs- und Forschungsstätte des GK-Mittelrhein. Seine Aufgabe ist es, über gezielte Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen die Personalentwicklung sowie die Handlungskompetenz – insbesondere der Fachkräfte im Gesundheitswesen – zu fördern, damit sie den beruflichen Herausforderungen sicher begegnen können. Mit den vier Sektoren schulische und akademische Ausbildung, Fort- und Weiterbildung, Forschung sowie Bibliotheks- und Medienwesen bietet das BFI beste Perspektiven, Wissen zu erlangen, Kompetenzen zu vermitteln und Zukunft aktiv zu gestalten.