Strahlenschildkröten ziehen als erste in die Madagaskar-Anlage ein
Neuwied, 23. Oktober 2025 – Dicke Panzer mit leuchtenden Linien und dazu ein sonniges Gemüt: Drei Strahlenschildkröten sind die neuesten Bewohner des Exotariums im Zoo Neuwied. Damit kehrt auf der Fläche, auf der bis vor Kurzem noch australische Beuteltiere lebten, ein Hauch von Madagaskar ein. „Wir haben das Gehege komplett umgebaut und thematisch auf madagassische Arten ausgerichtet“, erklärt Thorben Maur, Revierleiter im Exotarium. „Die Beuteltiere waren zwar sehr spannend, aber durch ihre ausgeprägte Nachtaktivität tagsüber kaum zu sehen. Jetzt können unsere Besucher Tiere beobachten, die sowohl optisch faszinieren als auch aktiv am Tag sind.“
Die drei Strahlenschildkröten – ein Männchen und zwei Weibchen – stammen aus einer Privathaltung, in der sie über 25 Jahre lang liebevoll gepflegt wurden. Aus Altersgründen suchten die bisherigen Besitzer rechtzeitig eine neue Unterbringung, bevor ihre langjährigen Schützlinge sie womöglich überleben würden – denn Strahlenschildkröten können über 100 Jahre alt werden.
„Wir freuen uns sehr, den Tieren hier ein dauerhaftes Zuhause bieten zu können“, berichtet der Tierpfleger. „Die bisherigen Besitzer haben sie vorbildlich gehalten, was wir nicht nur an der äußerst umfangreichen Dokumentation über die Tiere erkennen, sondern vor allem auch an ihrem Zustand. Sie sind gesund und fit, und mit ihren 25 Jahren auch bereits geschlechtsreif. Bisher wurden sie nach Geschlechtern getrennt gehalten, da die Besitzer nicht züchten wollten – das sieht bei uns jetzt anders aus.“ Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: „Unser Männchen war gleich sehr engagiert und hat sich so eifrig um seine Damen bemüht, dass er nachmittags ganz erschöpft war“, erzählt Maur schmunzelnd. „Wir hoffen natürlich, dass diese Begeisterung Früchte trägt – Nachwuchs wäre eine tolle Sache, denn die Art ist in der Natur stark gefährdet.“
Die Strahlenschildkröte (Astrochelys radiata) gehört zu den schönsten, aber auch bedrohtesten Schildkrötenarten der Welt. Ursprünglich stammt sie aus den Trockenwäldern Madagaskars, einer Landschaft, die inzwischen in alarmierendem Tempo verschwindet. „Viele tropische Regenwälder stehen unter Druck, aber die Trockenwälder Madagaskars werden noch schneller abgeholzt“, erklärt Maur. „Hinzu kommt, dass Strahlenschildkröten in manchen Regionen gefangen und gegessen oder illegal als Haustiere verkauft werden.“
In zoologischen Einrichtungen ist die Nachzucht dieser Art bislang eher selten, weshalb jeder Zuchterfolg ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz wäre. „Wenn wir es schaffen, dass unsere Tiere Nachwuchs bekommen, wäre das ein toller Erfolg – sowohl für uns als Team als auch für das europäische Erhaltungszuchtprogramm, in das wir die Tiere möglichst bald integrieren wollen“, so Maur.
Die Strahlenschildkröten sind die Pioniere in der neuen Madagaskar-Anlage, alleine bleiben sollen sie dort jedoch nicht: „Wir planen, das Gehege künftig mit weiteren madagassischen Arten zu besetzen – etwa mit Chamäleons, von denen es auf der Insel viele faszinierende Arten gibt. Auch Schienenechsen oder kleinere Leguane wären denkbar, Geckos ebenfalls und vielleicht sogar Vögel.“
So entsteht im Exotarium Schritt für Schritt ein neues Highlight für Besucherinnen und Besucher, das spannende Einblicke in die einzigartige Tierwelt Madagaskars bietet.
„Ich freue mich sehr über diese neue Anlage – sie verbindet das, was wir im Zoo erreichen wollen: gute Tierhaltung, Artenschutz und ein attraktives Besuchserlebnis“, fasst Maur zusammen. „Und wenn dann eines Tages kleine Strahlenschildkröten durchs Gehege krabbeln, wäre das das i-Tüpfelchen.“